Geschichte der Kugelspiele

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Zeittafel und Geschichte der Kugel-Spiele

Das Werfen ist eine der natürlichsten und am meisten angewandten Bewegungen des Menschen.

um 460 v. Chr.

Sphaera

Griechische Ärzte – z.B. Hippokrates – empfehlen* wärmstens ein Kugelspiel, bei dem Steinkugeln verwendet wurden.

*…da es sich um eine Übung handelt, die Arm- und Beinmuskulatur entwickelt, Wirbelsäule und Gelenke geschmeidig hält, aber vor allem das Augenmaß, das Urteilsvermögen und die Entscheidungsfreudigkeit fördert…

2.Jh. n. Chr.

Trägerspiel

Julius Polux beschreibt dieses Spiel, bei dem zwei Spieler einen entfernten Ziegelstein mit ihren Steinkugeln treffen müssen. Der Verlierer muss anschließend den Gegner auf den Schultern bis ins Ziel tragen.

Römischer Kindersarkophag mit kugelspielenden Kindern

1319 untersagt Philipp V.

das Boulespiel

Die Herrscher sahen im Boulespiel eine Gefährdung der Staatssicherheit

…stattdessen sollen sich die Untertanen üben beim Bogen- und Armbrustschießen, beim Fechten oder Lanzenwerfen…

Karl V. erneuert 1369 dieses Verbot.

In England verboten1388 Richard III. und später auch seine Nachfolger das Spiel den Nichtadeligen.

14. Jahrhundert

Erzbischof von Tournay

Auch die Kirche sprach Verbote aus. So schrieb der Erzbischof:

…dass niemand mit Kugeln, gleich ob rund oder anders beschaffen, in der Gegend von Tournay, spielen dürfe, ausgenommen sind Sonntage und kirchliche Feiertage, an denen nach dem Mittagessen gespielt werden darf…

1629 Verbot durch das Parlament

Um sich einen breiteren Markt für das neue „Jeu de paume” zu verschaffen, ließ die Kunsthandwerkerzunft, die die Schläger und Federbälle fabrizierte, das Boulespiel gerichtlich verbieten.

…Boule verführt zu lasterhaften Ausschweifungen und ist Ursache sonstiger Unverschämtheiten…

1697

Pariser Synode

Sie untersagte allen Geistlichen in der Öffentlichkeit oder im Beisein von Weltlichen das Boulespiel.

All dieser Verbote zum Trotz konnte die Ausbreitung des Boulespiels nicht aufgehalten werden. Man spielte heimlich in Klostergärten oder auf abseits gelegenen Plätzen.

1824 Lyoner Polizeiverordnung

Im Süden Frankreichs und in der Provence erfreute sich das Spiel so großer Beliebtheit, dass sich der Bürgermeister von Lyon gezwungen sah, einzuschreiten.

…es wurde verboten, auf Verbindungsstraßen zwischen den Orten und auf Hauptstraßen der Stadt Boule zu spielen…

Im Laufe der Zeit entwickelten sich in den verschiedenen Provinzen Frankreichs verschiedene Arten, Boule zu spielen.

Bretagne: Boule-en-Bois

Wird nur noch in der Bretagne gespielt.

Die Kugeln sind aus Holz. Gespielt wird in einem von Bohlen umgebenen 4 x 22 m großen Feld.

Loire: Boule-de-fort

Wird mit diskusähnlichen Kugeln gespielt, mit einer konkaven und konvexen Seite, die zusätzlich unterschiedlich schwer sind. Das Spielfeld ist durch seitliche Wälle begrenzt und 35 m lang.

Region Paris: Boule des berges

Das Spielfeld ist fest gewalzt mit seitlichen Neigungen aus Beton und hat die Maße 3,3 x 32 m.

Lyon: Boule Lyonnaise

1894 wurde das erste Turnier nach festen Regeln ausgetragen, an dem 1200 Spielerteilnahmen. Gespielt wird auf einem speziell präparierten Terrain von 4 x 27,5 m,

das in einzelne Felder eingeteilt ist. Das Spiel ist kompliziert, bewegungsreich und erfordert viel Training.

Provence: Jeu provençal

Alternativ zum Boule Lyonnaise, mit etwas einfacheren Regeln, entwickelte sich das Jeu provençale. Gelegt wird mit Ausfallschritt, geschossen mit 3 Schritt Anlauf auf einem Bein.

Pétanque:

Es entstand 1910 in La Ciotat und braucht keine speziell präparierte Bahn. Gespielt wird in einem 4 x 15 m großen Feld aufeine Entfernung von 6 – 10 m. Der Name leitet sich ab von „pieds tanqués” (geschlossne Füße – auf provencalisch: ped tanco). Alle Kugeln werden mit geschlossenen Füßen aus dem Abwurfkreis gelegt oder geschossen.

Quelle: © 2002 Klaus Eschbach


 

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